5. Dezember 2012 | Von Stefan Döring | Kategorie: Interviews
Die Hamburger Pantheion legen mit ihrem Debüt „The Faustian Disciplines“ mächtig vor, was symphonisch orientierten Black Metal betrifft. Dabei sind die Mannen alles andere als ein unbeschriebenes Blatt, immerhin waren alle vier Mitglieder bei Negator, die durchaus einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzen. Wir vom Empyre-Mag freuen uns also, Gründungsmitglied Trolfbert mit unseren Fragen löchern zu dürfen.
Empyre-Mag: Der obligatorische Anfang wäre eine Vorstellung eurerseits für unsere Leser. Wie ist es denn überhaupt gekommen, dass schließlich Pantheion reaktiviert wurde und war die Trennung von Nachtgarm bei Negator und euch friedlich? Immerhin macht er jetzt mit diesem Bandnamen weiter, worauf ihr ja quasi bei null neu anfangen dürft.
Trolfbert: Pantheion gibt es seit 1993, das aktuelle Line-up immerhin schon seit 1998. Wir sind mit der Faszination gewachsen, die von dem Black Metal der frühen 90er ausging, und unsere Musik verfolgt seit jeher das Ziel, mit einem atmosphärischen bombastischen Sound den Spirit der alten Zeit hochleben zu lassen.
Dass wir nach dem Ende bei Negator wieder bei Null angefangen haben, ist kein Problem. Denn uns ging es an einem gewissen Punkt nicht mehr darum, als Band groß zu werden, sondern wir wollten nur noch geile Musik machen. Das ist manchmal einfacher, wenn man weitab von Labels, Promotern etc. sein Ding machen kann, ohne das viele „Experten“ einem reinquatschen wollen.
Was Nachtgarm betrifft, so sind wir gut auseinandergegangen. Ich hatte ihm von mir aus angeboten, unter dem Banner Negator weiterzumachen und er wollte dies auch tun. Ich denke es ist gut, wenn er weiterhin dahinter steht, und ich wünsche Negator, dass es voran geht und somit auch unsere alten Sachen nicht in Vergessenheit geraten.
Empyre-Mag: War euch sofort klar, dass ihr als Band zusammen weiter machen wollt? Man merkt jedenfalls, dass ihr euch musikalisch trotz (oder gerade wegen) der Wiederherstellung Pantheions enorm weiter entwickelt habt, vor allem was Songwriting betrifft, habt ihr mächtig zugelegt!
Trolfbert: Pantheion war nie ad acta gelegt, der Fokus lag nur einige Jahre lang auf Negator. Wir hatten ursprünglich noch andere Pläne gehabt, aber dann aufs Neue festgestellt, welche Energie noch in dem alten Material steckt. Grund genug, noch mal eine richtig schöne CD zu produzieren. So ist „The Faustian Disciplines” entstanden.
Empyre-Mag: Es ist ja schon wirklich erstaunlich, dass es so lange gedauert hat, bis die Platte erschienen ist. Warum hat das denn so lange gedauert? Eigentlich sollten euch doch die Labels euer fertig produziertes Material mit Handkuss aus den Händen reißen? Seid ihr vielleicht nicht „modern“ genug?
Trolfbert: Tja, es stimmt schon. Dass zwischen der Studio-Session und der Veröffentlichung über 2 Jahre liegen, war nicht geplant. Es lag zum einen daran, dass wir tatsächlich einige Zeit ein Label gesucht haben, dann aber doch viele Dinge selbst in die Hand nehmen mussten. Was die Labels betrifft, so gab es durchaus einige Interessenten. Aber wir waren nicht bereit für Kompromisse .
Empyre-Mag: Ich denke wie die wenigsten bereut ihr die Entscheidung das Album in Eigenregie zu veröffentlichen nicht. Ich muss sagen, ich habe selten einen so schönen (leider auch für Fingerabdrücke anfälligen) Digipak gesehen. Wer zeigt sich denn für die Gestaltung verantwortlich (damit ihr ein bisschen Werbung machen könnt, hehe)? Laufen die Verkäufe denn zufriedenstellend? Die Reaktionen vielerorts sind ja doch – zu Recht – sehr überschwänglich.
Trolfbert: Du hast schon den wesentlichen Punkt erkannt, warum sich kein Label an diese Produktion getraut hat: Die Layout-Kosten waren zu hoch, hehe. Das Artwork hat Tim, ein alter Kumpel von uns gemacht, der bereits für Hagal erstklassige Layouts erstellt hatte. Er ist hauptberuflich Grafiker, zugleich kennt und versteht er die Musik. Ich finde, er hat das Konzept bei unserer CD exzellent umgesetzt, ohne dass wir ihm groß sagen mussten, was wir wollten. Wer unsere CD bestellt, findet dort auch seine Kontaktdaten.
Empyre-Mag: Mit Eike Freese habt ihr ja schon gute Erfahrungen machen können. Hattet ihr vorher schon genaue Vorstellungen wie der Sound der Platte sein soll? Durch die Keyboards musste sich ja ein bisschen was ändern
Trolfbert: So wie wir eine Vorstellung von der Musik hatten, gab es auch eine Vorstellung davon, wie der Sound sein soll. Eike ist dabei nicht nur ein guter Tontechniker, sondern auch jemand, der die Musik versteht. Es ging gar nicht so sehr um die Frage, was wir gegenüber den Negator-Sessions anders machen müssen, sondern wir haben Pantheion für sich betrachtet, und hierzu die passende Vorgehensweise entwickelt. Besonders zu Gute kam uns, dass wir im Studio viel mehr Möglichkeiten gerade bei den Synthies hatten als ich mir vorher erträumt hätte.
Empyre-Mag: Im Gegensatz zu Negator verwendet ihr bei „The Faustian Disciplines“ etliche symphonische Keyboardelemente. Sollten diese als bewusste Abtrennung zu Negator fungieren, oder war dies für euch ein natürlicher Prozess, da Pantheion dies schon früher so gemacht haben?
Trolfbert: Pantheion und Negator stehen nicht im Gegensatz zueinander. Jede Band steht für sich und hat ihre eigene Philosophie.
Empyre-Mag: In Sachen Konzept habt ihr euch die Faustschen Disziplinen vorgenommen und diese um ein paar weitere relevante Begriffe erweitert. Sind euch Begriffe wie Mystizismus und Ekstase persönlich wichtig? Von welchen Mephistos lasst ihr euch denn regelmäßig verführen?
Trolfbert: Der Mensch ist auf der einen Seite ein Vernunftwesen, auf der anderen Seite sehr irrational. Wir wollten diesen Gegensatz darstellen, daher stehen neben den klassischen Wissenschaften auch Disziplinen wie z.B. Wut und Ekstase. Da der Faust sich um existenzielle Fragen dreht, ist es besonders interessant, sich diesen Fragen von verschiedenen Seiten zu nähern. Die Vernunft spielt eine Rolle, aber eben auch Verzweiflung und die Kraft, die daraus entsteht. Dies sind zugleich die Triebfedern für unsere Musik und eben auch das Konzept dieser Platte.
Empyre-Mag: Eure Musik verbindet gekonnt Traditionen – und wie ich finde zitiert ihr auch fleißig – mit der Moderne und wirkt dadurch frischer denn je. Sind die 90er und deren Ende, als langsam der Kommerz Einzug im Black Metal hielt, für euch eine spezielle Zeit? Was bedeutet für euch diese Musik heute?
Trolfbert: Schwierige Frage. Aus der Entwicklung des BM habe ich mich irgendwann ausgeklinkt. Zum einen weil wenig neue Impulse da waren, zum anderen weil plötzlich alle diesen kalten, industriellen BM mit rockigen Riffs gespielt haben. Die ganzen Norweger haben das vorgelegt und ich fand das alles nur noch blöd. Für uns war wichtig, weiterhin nur das zu tun, was wir wollen. Ob das nun zeitgemäß ist oder nicht, ist mir herzlich egal. Aber wenn man etwas mit Leidenschaft tut, dann hört man das am Ende auch raus. Ich denke, daher kommt diese Frische, von der Du sprichst.
Empyre-Mag: Wie kommt es eigentlich, dass es aktuell so gute Bands aus Hamburg gibt? Ihr habt euch neben Todtgelichter und Fäulnis mit der Platte da ja ganz nach vorne platziert.
Trolfbert: In Hamburg gibt es sogar noch viel mehr Leute mit kreativem Potential. Aber man muss Dinge auch in die Tat umsetzen, daran scheitert es leider bei vielen. Die von Dir genannten Bands und einige andere haben es immerhin richtig gemacht. Ich denke, das ist eine gute Sache.
Empyre-Mag: Auf eurer Homepage gibt es ein Live-Bilder-Segment, welches aber noch ungefüllt ist. Gibt es da in nächster Zeit die Möglichkeiten das zu ändern, sprich wann wird man euch live erleben dürfen?
Trolfbert: Naja, früher haben wir schon öfters live gespielt. Ich vermute mal, dass wir es auch irgendwann noch mal schaffen, altes Bild-Material zur Verfügung zu stellen. Was neue Auftritte anbelangt, so kann ich derzeit noch nichts weiter sagen. Warten wir’s ab.
Empyre-Mag: Auch die letzte Frage ist obligatorisch. Wie sieht die Zukunft für euch aus, schreibt ihr schon an neuen Songs, oder lasst ihr alles ruhig angehen?
Trolfbert: Da wir alle voll berufstätig sind und auch nicht vorhaben, die große Weltkarriere zu starten, hat alles seine Zeit. Aber Pantheion wird es definitiv weitergeben. Solange wir noch Ideen haben und die Leidenschaft in uns tragen, werden wir daran arbeiten.
Empyre-Mag: Dann danke ich euch nochmals für eure Aufmerksamkeit und wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit Pantheion!! Die letzten Worte gehören natürlich euch!
Trolfbert: Vielen Dank für das Interview und Deine Unterstützung. Viel Erfolg weiterhin mit dem Empyre Mag.
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