Sterbeklang – Cosmoderne (Reviews)

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Interpret:
22. Dezember 2012 | Von | Kategorie: Reviews

Sterbeklang – Cosmoderne

Ein Blick in den Sternenhimmel und Sehnsüchte nach Anderswelten, nach unendlicher Weite, nach immerwährender Einsamkeit durchziehen alle Ebenen des Bewusstseins. Was ist Sein überhaupt, was sind wir in diesem Universum voller Wunder? In welcher Relation steht der eigene Geist, seine Suche nach Glückseligkeit, sein alltägliches Streben, seine Allgegenwärtigkeit zu vermeintlichen Leere des Raums? Philosophen, Wissenschaftler, religiöse Fanatiker, alle stellten sich Fragen über Fragen, was unser Nutzen in einem Weltraum, den der menschliche Geist nicht einmal annähernd erfassen kann, eigentlich sei. Auch viele Musiker haben sich mit den Klängen des Weltalls beschäftigt, von den Ambientpionieren der 70er zu Space Black Metal Bands der Neuzeit, die Faszination ist die gleiche, die Vorstellung, wie etwas „spacig“ zu klingt, hat fast immer gemeinsame Nenner aufzubieten.

 

So ist die Verquickung elektronischer Ambientstücke und melodiebetonten Black Metals, der SterbeklangsCosmoderne“ ausfüllt, wie eine Reise durch das Sonnensystem, geheimnisvoll, voller Wunder und zwischen der Kälte des Raumes und der sengenden Hitze der Sterne wirklich alle Gefühle bedienend. In eine schwebende Projektion des astralen Geistes gehüllt, gleitet man von der einnehmende Schwärze des Raumes durch Abbilder der Universen auf dem Weg das eigene Sein zu ergründen, nur um festzustellen, dass man selbst alles und nichts ist. Die Macht das Weltenall entstehen zu lassen und in den Wellen des Sternenozeans zu versinken, ein nahezu göttliches Vergnügen, welches Sterbeklang in eine beeindruckende, musikalische Form gießen. Reine Ambientstücke wechseln sich mit Black Metal-Songs ab, vermischen Stimmungen zu einem melancholischen Ganzen, welches sich durch die Verwendung spaciger Synthiklänge in höheren Sphären bewegt.

 

Die ausufernden Ambiente-Stücke orientieren sich an den glorreichen 70er Jahren, als Tangerine Dream und Ash Ra Tempel die elektronische Musik zur bewusstseinserweiternden Projektion werden ließen. Rauschen, Knistern, Fiepen, ein Universum an Klängen, die es zu entdecken gilt, welche, wenn man versucht Vergleiche zu ziehen, wohl am ehesten mit dem ebenso philosophisch anspruchsvollen „Sronttgorrth“ in Verbindung gebracht werden könnte. Der metallene Unterbau orientiert sich dabei klar an der depressiveren Ausrichtung des Genres, wirkt durch die unheimlich schönen Leadabschnitte zum Beispiel in ‚Finsternis IV – Der moderne Urknall‚ vielmehr tiefgreifend, beinahe melancholisch entrückt. Besonders dieser Song nimmt den Hörer vollständig für sich ein und lässt ihn nicht mehr los. Der Spannungsbogen wird vollstens ausgereizt und mit jeder Sekunde wird man tiefer in die Schönheit der Musik gerissen.

 

 

Oft ist es ja so, dass ambiente Stücke nur als Lückenfüller gelten, die qualitativ schließlich weit von dem weg sind, was eine Band tatsächlich ausmacht. Ganz anders bei „Cosmoderne„, hier stehen die Synthesizer-Songs absolut ebenbürtig und vertiefen die Stimmung des Albums, stellen eine Brücke zwischen Zeit und Raum dar. Schließlich erwacht man im menschlichen Wahrnehmungraum, dem Mesokosmos, der einem das stoffliche, tatsächliche Sein wieder vor Augen führt bis hin zur ewigen Transzendenz.

 

Leider ist es im Moment so, dass man „Cosmoderne“ nur noch in digitaler Form über Stebeklangs Bandcamp-Seite bekommt, da es sich bei der über ARTicaz veröffentlichten Erstausgabe um eine Fehlpressung handelt. Nachdem das Label im Moment nichts mehr von sich hören lässt und auch deren andere Bands (Membaris zum Beispiel) so ziemlich im Dunkeln tappen, was die Labelarbeit betrifft, dürfte es in nächster Zeit um eine Wiederveröffentlichung in der dem Album gerecht werdenden Form, eher düster aussehen. Dass Sterbeklang musikalisch noch lange nicht an ihrem Zenit angekommen sind, merkt man an der neuen aktuellen „Zwei Leben„-EP, die dort ansetzt, wo „Cosmoderne“ aufhörte. Für mich ist „Cosmoderne“ eine der interessantesten Veröffentlichungen des ausklingenden Jahres und muss (!) unbedingt mehr Aufmerksamkeit bekommen!

 

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Label: ARTicaz

Bandpage: Sterbeklang-Homepage
Download: Sterbeklang-Bandcamp

Veröffentlichungstermin: Juni 2012

Trackliste:

  1. Finsternis I – Schwarzes Loch
  2. Finsternis II – Schwängerung der Multiversen
  3. Finsternis III – Interlude
  4. Finsternis IV – Der moderne Urknall
  5. Finsternis V – Overtüre
  6. Supernova I – Reinkarnation einer Wirklichkeit
  7. Supernova II – Mesokosmos
(9 / 10)

(9 / 10)

 

 

 

 

 

 

 

 

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