6. Mai 2013 | Von John Doe | Kategorie: Festival/Konzerte
Das letzte Wochenende Neulich hielt für mich gleich zwei vielversprechende Konzerte bereit. Negator mit Arroganz als Vorband am Samstag und Fen und Agalloch am Sonntag. Beide Konzerte fanden im K17 statt – eine der häufigsten Konzert-Locations in Berlin. Hier war ich schon des Öfteren vom Sound her enttäuscht, aber ansonsten bieten sich hier schöne Rahmenbedingungen für Konzerte: verhältnismäßig günstiges Bier, ein Innenhof für die Raucher, in dem es in kalten Nächten ein Lagerfeuer gibt, mehrere Metalkneipen im Umfeld für die fachmännsiche Nachbesprechung am Stammtisch und viel Platz, sodass man hier auch noch eine Karte bekommt, wenn man sich spontan entscheidet und auf den letzten Drücker kommt.
Angesichts dieses Aufgebots waren für mich beide Konzerte aber schon im Vorfeld beschlossene Sache.
Der Samstag
Vorband für Negator waren Arroganz. Man sagte mir im Vorfeld, die Jungs würden Black/Death Metal machen und vom Logo und Auftreten her soll es wohl auch in diese Richtung gehen. Nach einem furchtbar dramatischen Intro aus der Dose, das schon schlimmste Befürchtungen aufkommen ließ, hackten Arroganz all meine bis hierhin gesammelten Erwartungen kurz und klein. Die Musik entpuppte sich als eine sehr interessante Mischung aus Thrash Metal, der straight aus den späten 80ern kommt, und Traditional Doom Metal á la Reverend Bizarre. Auch Einflüsse aus Black und Death Metal finden sich hier und zwischen allen Genres springt das Trio souverän und klischeefrei.
Die sehr BM-lastigen Vocals waren dabei leider eher unpassend und nicht besonders prall. Hat man einfach schon besser gehört. Blendete man dies aber aus und hörte den Riffs zu (und auch den erstklassigen Drums), konnte man hier viel Spaß haben.
Soundtechnisch gabs hier nicht viel zu mäkeln. Der Bass hätte vielleicht noch etwas fetter reinknallen dürfen, aber das ist wohl Geschmackssache.
Fazit: Wenn man bedenkt, von was für einer kleinen unbekannten Band wir hier sprechen, muss man sagen: Alle Achtung! Echt knorke!
Nun betraten Negator die Bühne. Dass diese Musik noch brutaler und epischer klingen kann als auf der Platte ohnehin schon, hätte ich kaum für möglich gehalten, aber die Hamburger tuns einfach und es ist der Wahnsinn. Ich habe vor ca. einem Jahr meine Haare, die fast bis zum Arsch gingen, abgeschnitten und ganz ehrlich, ich habe diese Entscheidung bei diesem Konzert zum ersten Mal so richtig bereut. Mit ner Elvis-Tolle kann man einfach nicht headbangen…
Dass bei allem Ernst der Brutalität dieser Musik Sänger Nachtgarm auch noch zwischendurch für reichlich Scherze aufgelegt ist hat mich überrascht. Aber durch seine ehrliche und aufrichtige Art steht das dabei nicht mal negativ im Kontrast zur Musik. Ich bin begeistert! Selten so sympathische Musiker gesehen! Und überhaupt: diese Vocals! Dieses Sprektrum von frostbitten und eiskalt bis runter zu apokalyptischen Tiefen kriegen nur die Wenigsten auch live auf die Reihe.
Was den Sound angeht, gabs auch hier nichts zu meckern, insbesondere nachdem der Wunsch aus dem Publikum nach lauteren Gitarren erfüllt wurde.
Fazit: Großartig! Selten so gute und intensive Konzerte erlebt.
Der Sonntag
Den zweiten Abend begannen Fen. Die Briten, die ich persönlich sehr schätze (ich bin praktisch eher wegen Fen als wegen Agalloch zu diesem Konzert gegangen), warteten schon beim Auflaufen auf die Bühne mit der ersten Überraschung auf. Mit nur einer Gitarre hätte ich absolut nicht gerechnet, sind es doch auf den Alben gefühlt mindestens drei!
Der Sound war hier eher dürftig: Die Vocals etwas zu laut, die Gitarre etwas zu leise, der Bass seltsam betont. Einzig die Drums waren hervorragend. Alles nichts dramatisches, aber für ein besonderes Konzerterlebnis muss einfach alles stimmen. Und es hat letztlich großen negativen Einfluss gehabt, denn so richtig wollte die Atmosphäre nicht rüberkommen. Das mag aber durchaus auch an der Einsamkeit der Gitarre liegen, denn dadurch sind sicherlich viele Details verloren gegangen.
Obendrein waren die Leute auch noch ziemlich unsicher mit der Technik, insbesondere der Gitarrist und Sänger „The Watcher“, dem durchaus auch mal mitten in einer ruhigen Passage auffiel, dass er vielleicht mal den Verzerrer ausschalten sollte.
Fazit: Schade, schade, schade! Von Fen hatte ich mir viel erhofft und wurde letztlich schwer enttäuscht.
Bei Agalloch tat sich dafür das gesamte Gegenteil auf. Erstklassiger Sound (allerdings auch unfassbar laut, das waren schon fast Motörhead-Verhältnisse) und wundervolle Atmosphäre. Diese Agalloch-Stimmung, dieses Agalloch-Gefühl kam einfach perfekt rüber von der ersten bis zur letzten Note. Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, was ich hierzu noch genaueres schreiben soll. Es war einfach eines dieser Konzerte, die man entweder gesehen hat, oder man muss sich von seinen Leuten eben anhören, was man da großartiges verpasst hat.
Einziges Manko: Gemessen an den Bildern von anderen Konzerten, die man so findet, war die Bühnenshow doch eher mau. Es gab Räucherstäbchen und einige Bilder, die an zwei Leinwände hinter der Bühne projeziert wurden, wobei die Beamer – vermutlich aufgrund der Hitze in der Halle – schon nach wenigen Songs unwiderruflich den Geist aufgaben.
Was die Songauswahl angeht … okay, wer seit 16 Jahren im Geschäft ist, der kann es irgendwann niemandem mehr völlig Recht machen und offensichtlicherweise wurde auch viel neueres Material gespielt. Da sie aber immerhin 2 Stunden lang gespielt haben, gab es auch reichlich Perlen von früheren Alben und so dürfte letztlich jeder wenigstens einen seiner alten Lieblingssongs zu hören bekommen haben.
Fazit: Trotz der genannten kleinen Mängel einfach wundervoll. Wem das nicht gefallen hat, der hat schlicht und ergreifend einen an der Waffel.
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Datum: 20./21. April 2013
Bands: Arroganz, Negator, Fen, Agalloch
Location: K17, Berlin
Besten Dank für die Bilder an: itsonlymusicbutlive Blog
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