Ellende – Im Gespräch mit Luki (Interviews)

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15. August 2013 | Von | Kategorie: Interviews
Ellende - Ellende

Ellende – Ellende

Ellende, eine junge Band aus Österreich, legte im letzten Jahr bereits mit ihrer EP Rückzug in die Innerlichkeit einen derart erfolgreichen und vielversprechenden Start hin, dass nun alle Welt gespannt auf ihr gleichnamiges Debüt im August wartet. Wir vom Empyre-Magazin dachten uns also, dass wir uns den Bandgründer Luki für ein Interview schnappen und ihn selbst einmal berichten lassen wie Ellende kam, sah und siegte.

 

Empyre-Mag: Hallo Luki. Danke, dass du dir die Zeit nimmst ein paar unserer Fragen zu beantworten. Zum Anfang wäre es vielleicht ganz hilfreich, wenn du Ellende kurz für die Leser vorstellen könntest, die noch nichts von euch gehört haben.

 

Luki: Grüß dich und gerne!

 

Ellende wurde Ende 2011 von mir gegründet, weil ich neben manchen Bandaktivitäten schon immer was Eigenes machen wollte. Im Frühjahr 2012 hab ich dann die EP „Rückzug in die Innerlichkeit“ aufgenommen. Nach einiger Zeit hab ich bei Talheim Records unterschrieben. Jetzt folgt das Debütalbum. Musikalisch eher im Black Metal angesiedelt, aber ich ordne mich da sehr ungern irgendwo genauer ein, da sollen sich die Leute in den Youtube Kommentaren drum streiten, hahaha!

 

Empyre-Mag: Rückzug in die Innerlichkeit erschien 2012. Der gleichnamige Titel dieser EP ist in den letzten sechs Monaten am häufigsten gehört worden (Quelle: lastfm.de). Was kannst du uns über die Entstehungsgeschichte dieses Liedes erzählen? Welche Dinge verbindest du gerade mit diesem Lied?

 

Luki: Der Ausdruck „Rückzug in die Innerlichkeit“ stammt zum Teil aus der Zeit der Reformation, in der ein autoritärer Gott abgelehnt und der Gott in jedem selbst gesucht wurde. Ich hab diese Phrase adaptiert, weil es für mich die Essenz der Freiheit ist, so werden wir quasi – in katholischer Lehre – von Schafen zu Ziegen, die ihren eigenen Willen und ihre eigenen Gedanken haben (und deswegen für diese Lehren auch gefährlich sind).

 

Wendet man das auf den modernen Menschen an, hat er Angst davor, was in ihm ist und lenkt sich durch seinen Alltag und seine Lebensweise davor ab, weil es in Wahrheit trist, leer und schlecht ist, wenn man will aber auch melancholisch schön, hoffnungsvoll und euphorisch sein kann. Deswegen die Gesamtstimmung.

 

Empyre-Mag: Gab es ein bestimmtes Konzept für dein Debütalbum, ein bestimmtes Gefühl das du vermitteln wolltest? Woraus beziehst du deine Inspiration? Wie schreibst du am liebsten deine Songs?

 

Luki: Es war im Endeffekt sehr schwierig für mich ein Konzeptalbum zu schreiben, da ich mir ziemlich schnell nach der EP festgesetzt habe, was ich mit dem Album erreichen will und ich bin froh, dass ich es fast genauso umsetzen hab können. Das Album heißt Ellende und sagt auch aus, was Ellende ist. Das findet sich auch im Artwork wieder; das Digipack teilt sich in vier Bereiche: Meer, Berge, Wind, Feuer. Wenn man es aufklappt sieht man das Panorama zu Ellende mit seiner Wut, Melancholie und Schönheit. Die linksdrehende Spirale, die ebenfalls im Teaser zu sehen ist, ist das Gegenstück zur rechtsdrehenden, ausbreitenden Spirale der Kreation und ist somit wieder als Zeichen von Rückzug in die Innerlichkeit oder dem Gott in dir zu sehen.

 

Jetzt hab ich Freiraum weiter zu gehen. Ellende ist das Album, auf das man sich zurückbesinnen kann, dass alle Teile dieser Natur und Welten abdecken soll…

 

Beim Songwriting ist das recht unterschiedlich. Das Thema zu Meer ist mir eingefallen als ich wieder mal sehr stümperhaft an meinem Cello gesessen habe (Ich spiele ja echt unter aller Sau). Feuer hab ich, schon während ich Rückzug geschrieben hab, angefangen und bin bis kurz vor dem Album nicht fertig geworden. Dann bin ich allein, es macht Klick und geht weiter. Am Ende weißt du, dass das Stück nur Feuer sein kann. Die Textphrasen stückle ich dann zusammen aus meinen Zettelchen, die ich immer dabei hab und alles reinschreibe, was ich festhalten muss.

 

Empyre-Mag: Ist, obwohl das Debüt jetzt erst erscheint, schon neues Material in Planung?

 

Luki: Ja, da gibt es einige Möglichkeiten an Splits mit Hammerbands! Ich werde eventuell im Winter schon wieder was aufnehmen, zwei lange Songs oder so. Ich komm aber zurzeit nicht weiter und zwing mich auch nicht dazu. Ich hab mir aber vorgenommen mehr mit Soundskulpturen zu experimentieren und vielleicht weniger konkret zu sein, aber mal schauen.

 

Empyre-Mag: Was genau meinst du mit Soundskulpturen?

 

Luki: Soundskultpuren ist vielleicht das falsche Wort, aber mehr Soundlandschaften und Ambients. Mehr mit Effekten experimentieren und Zeit für Atmosphäre und Riffs lassen. Ich habe zusammengerechnet über Stunden Ambientaufnahmen von Natur, Nebengeräuschen etc. und hab da viel zu wenig verwenden können.

 

Empyre-Mag: Wie empfandest du die Resonanz auf die EP und was erwartest du selbst von „Ellende“ (Album)?

 

Luki: Wenn ich gewusst hätte, das mich oder Talheim heute noch regelmäßig Leute nach der EP fragen, hätte ich vielleicht mehr als 100 gemacht, haha! Ich denk mir aber, dass ist auch gut so. Jetzt haben die paar Exemplare mehr Bedeutung, nachgedruckt wird nicht.

 

Dass mit dem Album kann man nicht sagen. Schlimmstenfalls wird’s nicht beachtet oder gefällt den Leuten nicht. Da haben Mathias und ich natürlich schon ein bisschen

Herzblut - Coverart ist auch Handarbeit

Herzblut – Coverart ist auch Handarbeit

Bauchweh, weil mir Matze wirklich keinen Wunsch betreffend Artwork und Produktion abgeschlagen hat! Ich bin natürlich mit meinem Studentenbudget auch erheblich bei den Studiokosten beteiligt, wir hätten das Ganze aber auf keinen Fall anders gemacht. Ich kann nur sagen, dass da durch und durch mein Herzblut drinnen steckt und ich glaube die Leute spüren sowas auch.

 

Empyre-Mag: Du hast ja eben schon Talheim erwähnt. Wie ist die Zusammenarbeit mit dem Label?

 

Luki: Ich hab damals ewig überlegt und wollte mit Ellende eigentlich unter keinem Label stehen. Besser hätte es mir nicht ergehen können, Matze schlägt mir keinen Wunsch ab, ist unheimlich engagiert um seine Bands und so einen Vertrag kriegt man sonst nirgendwo. Er profitiert ja von Ellende auch, aber alles ist auf freundschaftlicher Basis, man kann alles bereden. Klar, ist man froh wenn man zumindest die Kosten einer Veröffentlichung wieder deckt, aber wer des Geldes wegen Musik macht, hat im Black Metal nichts verloren, diese Leute sollten sich schämen.

 

Empyre-Mag: Wie hast du eure ersten Live-Auftritte wahrgenommen? Was steht in Zukunft an? Gibt es „Tour“-Pläne?

 

Luki: Sehr gut. Vor allem am United we Stand. Da war der Sound natürlich Hammer, freut mich auch, dass unsere Fans und die Leute, die uns noch nie gehört haben von unserem Livegeschehen begeistert sind. Ich will bewusst nur singen, weil ich mich da am besten reinsteigern kann.

 

Ich hab auch super Musiker, da gibt’s nix. Größtenteils aus anderen Musikrichtungen, aber die beherrschen ihr Instrument und sind unheimlich engagiert und nebenbei auch sehr gute Freunde. Tour ist auch geplant.

 

Empyre-Mag: Gibt es schon konkrete Anlaufziele für diese Tour oder ist das Ganze noch nicht spruchreif?

 

Luki: Es war eine Tour mit Harakiri for the Sky und Altar of Plagues geplant, aber wir wissen alle was dann passiert ist. Jedenfalls ist die kommende noch keinesfalls spruchreif. Wir machen jetzt mal die Release Show am 25. und ein paar Gigs.

 

Empyre-Mag: In welchen anderen Projekten bist du tätig?

 

Luki: Im Soloprojekt von meinem Gitarristen Dinko (Stoner Rock) und in einem Amesoeurs-ähnlichen, jazzigen Projekt von einem Freund jeweils als Schlagzeuger. Als Ersatz und Aushilfe steh ich für einige Black Metal Projekte auch zur Verfügung. Bei manchen Projekten hab ich aus Zeitmangel aussteigen müssen und andere sind gestorben.

 

Empyre-Mag: Wo wir gerade beim Thema andere Bands/Projekte sind: In letzter Zeit hört man, wie ich persönlich finde, viel mehr aus Österreich als noch vor ein paar Jahren, wo es ‚fast nur‘ die großen Bands wie Summoning und Dornenreich gab. Wie empfindest du diese Entwicklung? Hat Österreich eine aktive(re) Szene? Wie ist die Zusammenarbeit untereinander?

 

Luki: Ja, das kommt mir schon so vor. Vor allem das, was jetzt so veröffentlicht wird, siehe Waldschrat zum Beispiel. Und Nightforest eh schon länger. Wir sind auch gut befreundet und da gibt’s keine Arroganz oder Neid was den „Talheim Kern“ betrifft. Ich bin auch gut mit den Leuten von Harakiri for the sky, Karg und Anomalie, bei letzterem hab ich einen Guestpart am kommenden Album, die veröffentlichen ja auch brav. Ich glaub es trauen sich jetzt mehr Leute was aufzustellen, auf sowas wie Szene darf man keinen Wert legen. Welche Szene überhaupt? Macht gute Mucke/Veranstaltungen und fertig is die G’schicht. Leute, die die Musik mögen, werden kommen und sind auch willkommen.

 

Noch zu erwähnen das De Praestigiis Mortis, wo wir auch mit Sombres Forêts unsere Release Show feiern werden. Da sind regelmäßig gute Konzerte mit guten Veranstaltern. Aber auch sonst sind die Leute am Produzieren und das ist gut so, grad jetzt, wo sich einige österreichischen Magazine selbst ins Knie schießen weil sie sich gegen den Black Metal stellen, das motiviert uns alle, denk ich, nur noch mehr. Die Hauptzugriffe auf meine Songs sind übrigens aus Deutschland, dicht nach Österreich sind die Vereinigten Staaten.

 

Fernab von dem kommt es mir so vor, dass die Leute sich grundsätzlich, aber schön hinterrücks nicht mögen, weil sie alles als Konkurrenz sehen müssen. Man kann natürlich nicht verallgemeinern, aber da fällt mir da auch ein gutes Zitat ein, dass schon einige Leute für sich beansprucht haben, aber ursprünglich wahrscheinlich von Kant kommt: „Nicht das erzählte reicht, sondern das erreichte zählt!“

 

Die Moral in der Steiermark ist oft umgekehrt. Jeder redet von seinen Projekten und Ideen, die wahrscheinlich echt Potential haben, aber das wars dann. Ich hör mir das gar nicht mehr an.

 

Man muss zum Konkurrenzdenken aber auch betonen, dass wir alle keine Hippies sind, sondern Black Metaler. Das spornt uns gegenseitig ja auch an und ist gut so.

 

Empyre-Mag: Welche Bands haben dich im Laufe der Jahre besonders fasziniert? Was würdest du ohne Zweifel weiterempfehlen, wenn man dich fragt was den Black Metal ausmacht?

 

Luki: Da wird’s schwer mich einzuschränken, ich würde sagen die Torn beyonds Reason von Woods of Desolation ist unter meinen meistgehörten Alben. Wenn mich jemand fragen würde, was für mich persönlich Black Metal ist, würde ich ihm wahrscheinlich die Shores of Sorrow von Inferi vorlegen. Oder Peste Noire. Oder Lustre. Oder Falls of Rauros, Gallowbraid, A Forest of Stars, Coldworld… Ach keine Ahnung, der/die müsste wahrscheinlich Stundenlang neben mir sitzen und sich alles anhören was ich vorspielen will. Was ich am Black Metal wertschätze, ist eine gewisse Geradlinigkeit und Ehrlichkeit in der Musik, man merkt, finde ich, sofort aus welcher Motivation heraus eine Band Musik macht.

 

Jedenfalls kommt bei Weitem nicht alles aus dem Black Metal was mich beeinflusst hat. Dank Pink Floyd, Black Sabbath, Santana Plattensammlung meines Vaters zum Beispiel und einigen Drone Doom, Ambient und Post Rock Projekten etc. Wegen des Stoner Rock – Projekts hab ich auch meine ganz alten Queens of the Stoneage Alben wieder angehört, sehr sehr untrve 😉

 

Empyre-Mag: Gibt es Pläne für Merchandise?

 

Digipack voll ausgeklappt

Digipack voll ausgeklappt

Luki: Wir versuchen das selbstgemachte Artwork natürlich bald auf einen Pulli drucken zu lassen, Shirt und LP Versionen sind ja auch geplant. Das Label ist wegen Ellende aber ziemlich ausgelaugt und Mathias kommt nur High-Quality ins Haus, da müssen wir alle wieder brav bestellen haha!

 

Empyre-Mag: Bleibt Ellende eine Ein-Mann-Kapelle oder sind die Live-Musiker nun ein fester Teil der Band?

 

Luki: Wenn du so fragst beides. Songs, Lyrics, Artworks und die Studioinstrumente (soweit es geht) werde immer ich schreiben und spielen, weil Ellende nunmal ich bin. Aber ich werde immer versuchen meine jetzige Liveformation zu halten, die Livemusiker werden also nicht wechseln, außer es kann wer bei einem Auftritt nicht. Mich ärgert nur, wenn die Leute Ellende als Duett bezeichnen oder sowas, wegen der Anne, Ellende ist und war mein Soloprojekt.

 

Empyre-Mag: Hast du einen konkreten Plan wohin es mit Ellende gehen soll? Irgendwelche Ziele die du dir steckst?

 

Luki: Nein, nur Musik machen, teilen, und ein paar gute Konzertangebote annehmen. Nicht immer und überall spielen, das machen meiner Meinung nach viele Bands uninteressant.

 

Empyre-Mag: Was möchtest du sonst noch mitteilen?

 

Luki: Ich hoffe meine ultralangen Antworten langweilen keinen und bedanke mich für den Support, den Ellende von überall her kriegt! Immer mit Herz und Seele dabei sein. Mach‘s gut.

 

Vielen Dank!

 

 

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