22. April 2013 | Von Christopher Rutz | Kategorie: Festival/Konzerte, Stories
Ragnarök Festival 2013
Vom 05-06. April 2013 war es wieder so weit. Das Ragnarök Festival ging in die nächste Runde und feierte mit allen Germanen und Heiden von nah und fern ein Jahrzehnt Festivalgeschichte! Was im Jahre 2004 noch mit einem normalen Tageskonzert mit guten 100 Besuchern begann, hat sich anno 2013 mit über 5.000 Besuchern zu einer der führenden Pagan, Folk und Viking Metal Veranstaltungen Deutschlands entwickelt und wurde auch dieses Jahr mit mehreren namenhaften Bands unterstützt.
So haben unter anderem DORNENREICH ihre einzige Metalshow 2013 auf dem Ragnarök präsentiert, OBSCURITY ihr 15 jähriges Bühnenjubiläum mit einer Specialshow gefeiert oder die Akustikrocker von HELLRIDE eine exklusive Pagan Show abgeliefert. Des Weiteren wurde das Lineup von Szenengrößen wie CARPATHIAN FOREST, MENHIR, SHINING oder dem offiziellen Headliner ELUVEITIE und vielen vielen mehr unterstützt. Wir waren für euch dabei, als die Götterstunde bestritten wurde und die Geburtstagsfeier des Jahres anstand!
– Freitag 05.04.
Nach gut 300 km Anreise begeben wir uns direkt Freitagabend vor die Bühne um uns die Würzburger Black Metaller DER WEG EINER FREIHEIT anzuschauen. Schnell wird klar, das Publikum ist gespalten! Zwischen bangenden, zum Takt nickenden und moshenden Metallern findet man immer wieder den ein oder anderen ausgestreckten Mittelfinger, der nicht den Soundproblemen, samt Rückkoppelung, sondern der Band selbst gilt. Man muss wohl in den 90er Jahren bei den Anfängen des Black Metal stehen geblieben sein, um nicht zu verstehen, dass auch diese Musik sich weiterentwickelt und ein Status nicht nur an der Haarlänge oder an der Länge eines Nietenarmbands bemessen werden kann. Schade eigentlich, denn was DER WEG EINER FREIHEIT an diesem Abend abliefern ist bis auf die vereinzelten Soundprobleme allererste Sahne. Setlist: 1. Ewigkeit 2. Lichtmensch 3. Nachtsam 4. Der stille Fluss 5. Zerfall 6. Neubeginn
AGRYPNIE
„Da ist der verflixte Scheißwurm drin“ ist zwar nicht die charmanteste Art sein Publikum zu begrüßen, gibt uns allerdings eine vage Vorstellung wie Torsten von AGRYPNIE zu seinem Pseudonym als „der Unhold“ gekommen ist. Gelten soll dieser verflixte Scheißwurm übrigens niemand Bestimmten, sondern der Technik, da man hiermit beteuert, dass man ohne Intro beginnen wird. Weiter stören soll das nicht, denn das Publikum ist noch frisch und geht zu Songs wie ‘Der tote Trakt‘, ‚Trümmer/Aetas Cineris‘ oder ‘Schlaf‘ mehr als nur ab. Nach knappen 50 Minuten Spielzeit verlassen AGRYPNIE die Bühne, selbstverständlich ohne Outro.
Setlist: 1. Der tote Trakt 2. Kadavergehorsam 3. Trümmer/Aetas Cineris 4. Schlaf 5. Gnosis 6. Asche
DORNENREICH
Es ist definitiv einer der Hauptacts des Festivals überhaupt! Exklusivität schenken DORNENREICH dem bevorstehenden Auftritt noch dadurch, dass das Poeten Trio es zu dem einzigen Metal Konzert im ganzen Jahr 2013 machen. Weg also mit der Akustikgitarre, den Glöckchen und den ruhigen Cleanvocals und hin zu einer, für dieses Jahr einmaligen Gelegenheit, die sich kein Fan der Band entgehen lassen sollte. Und wenn man sich im Publikum umschaut hat dies wohl auch niemand der Dornenreich-Jünger vor. Gespielt wird eine Art „Best Of Show“ mit Hauptaugenmerk auf das metallastige Album „Flammentriebe“, aber auch Stücke bis hin zurück von dem 2001 erschienen Werk „Her von Welken Nächten“. Wir bekommen auf jeden Fall nach 3 Jahren Abstinenz schon jetzt Hunger auf das neue Album und die dazugehörige “Freiheit“-Tour 2014! Setlist: 1. Der wunde Trieb 2. Flammenmensch 3. Jagd 4. Schwarz schaut tiefsten Lichterglanz 5. Der Hexe flammend Blick 6. In allem Weben 7. Erst deine Träne löscht den Brand 8. Trauerbrandung 9. Wer hat Angst vor Einsamkeit?
ELUVEITIE
Als nächstes betritt mit ELUVEITIE, einer der Headliner des Ragnarök Festivals, die Bühne. Leider zu Beginn direkt auch schon mit schlechten Nachrichten: Frontmann Chrigel verkündet, dass Anna Murphy krankheitsbedingt den Auftritt auf dem Festival absagen musste und somit die Anreise nach Lichtenfels nicht auf sich genommen hat. Meri Tedic muss somit alleine die Frauenfront auf der Bühne vertreten. Mit dem wohl größten Instrumentenreichtum von Pipes, Dudelsack, Hurdy Gurdy, Violine, E-Gitarren und Drums beginnen die Schweizer Folk Metaller ihr Set mit ‘Luxtos‘, ‚Gaulish War‘ und ‘Thausandfold‘. Auch bei Songs wie ‘Of Fire Wind And Wisdom‘, ‘Inis Mona‘ und ‘The Uprising‘ ist so wenig Halt geboten, das Frontmann Chrigel noch zum freudigen Circle-Pit einlädt.
Nur einen kleinen Stimmungsdämpfer gibt es noch zu vernehmen, als man feststellt, dass man wirklich ‘Slanias Song‘ nicht ins Set mit aufgenommen hat. Trotzdem ein Auftritt der punkten konnte! Setlist: 1.Luxtos 2. Gaulish War 3. Thousandfold 4. Neverland 5. Of Fire Wind And Wisdom 6. Home 7. Inis Mona 8.The Uprising 9.Uxellodunon 10. The Endless Knot 11. Havoc 12. Tegernako 13. Outro
-Samstag 06.04
UNDER THAT SPELL
Nach so viel weichspülendem Pagan und Folk Metal am Morgen wird es mit UNDER THAT SPELL definitiv Zeit für die härtere Gangart! Die vier deutschen Black Metaller aus Niedersachsen legen von Beginn an mit ‘I Set The Fire‘ ein regelrechtes Black Metal Leuchtfeuer, welches nicht nur verkaterte Trunkenbolde, sondern auch Szenengröße wie Ash/Nargaroth neugierig aufhorchen lässt. Lustig, dass gerade diese mich sehr stark an frühere Nargaroth Stücke erinnern. Ich werde mich jedenfalls intensiver mit der Band auseinandersetzen! Setlist: 1.I Set The Fire 2. Zenith 3. Abyss 4. Black 5. Their Last Creation 6. I Am The Prophet
IN VAIN
Als nächstes wird mit IN VAIN zum ersten Mal norwegischer Black Metal fabriziert. Mit dem heutigen Headliner Carpathian Forest soll es aber auch nicht die einzige Band aus dem Land der Düstermusik bleiben. Dass dieser aber auch mal ganz anders, gar modern klingen kann, zeigt das Sextett mit Songs wie ‘October’s Monody‘, in welchem sogar progressive Keyboardelemente zum Einsatz kommen. Jeder, der sich das Geld für die aktuelle Tour mit Vreid und Solefald sparen will, muss nur an diesem Samstag anwesend sein denn die beiden anderen Bands folgen noch. Wenn nicht, schaut euch die Tour an! Man wird nicht enttäuscht sein. Setlist: 1. Captivating Solitude 2. Against The Grain 3. Det Rakner 4. October’s Monody 5. Image Of Time 6. The Titan
MALADIE
Bei der kommenden Band wird es krank, total abgedreht und einfach nur wahnsinnig! Die Senkrechtstarter von MALADIE betreten die Bühne und sind von erster Sekunde an rekordverdächtig! Nicht nur dass sie es schaffen ihr Erstlingswerk “Plague Within“ (EMPFEHLUNG!) mit einer Besetzung von 7 Mann und davon 3(!) Sänger komplett zu spielen. Nein, es ist sogar der erste Auftritt dieser Deutsch/Belgischen Freundschaft überhaupt! Es wird mehrstimmig geschrien, gekeift und gesungen. Doublebase Parts, von schweren Gitarren begleitet und immer wieder von Klavierinterludien eingeleitet. Diese Krankheit kommt bei all seinen Höhen und Tiefen gut an! Und eins ist hier sicher: Niemand ist immun! Setlist: 1. Animus Fatalis 2. Imperditus 3. Yersinia Pestis 4. Pes Equinovarus 5. Morbus 6. 1979 7. Transgressus
RIGER
Für viele Ragnarök Besucher dürfte RIGER zwar mittlerweile zu einer alten Leier geworden sein, aber die Fanscharen zeigen, dass die Band diesen hohen Auftrittszyklus wohl nicht zu Unrecht hat. Songs wie ‘Hinter Mauern aus Stein‘, ‘Germania‘ und ‘Brandschiff‘ werden vom Publikum freudig mitgesungen und auch als Frontmann Ingo ‘Des Blutes Stimme‘ einleitet, werden unter den Fans heftig die wilden Häupter geschüttelt. Zum Schluss gibt es mit ‘Auf die Ahnen‘ noch eine Anekdote an das Festival, bis man nach einer Spielzeit von 40 Minuten die Bühne wieder frei gibt. Für den Großteil der Anwesenden viel zu früh. Setlist: 1. Prolog 2. Hinter Mauern aus Stein 3. Des Blutes Stimme 4. Angriff 5. Brandschiff 6. Zunft der Lügner 7. Germania 8. Streyt 9. Auf die Ahnen
MENHIR
Sänger Heiko von MENHIR zeigt dem Tontechniker zu Beginn des Sets noch wo der (Thors)Hammer hängt, bis man nach einigen Soundanpassungen und ein paar hitzigen Diskussionen die Show beginnen kann. Zumindest der imposante, ca. 3 Meter hohe Holzwikinger hat so weit vom Geschehen abgelenkt und macht somit auf der Bühne einiges her. Allein die Spannweite der beiden Banner ist so mächtig, dass sie Drummer Fix komplett verdecken. Die Thüringer eröffnen ihre Pagan Metal Show mit ‘Wotans Runenlied‘ und ‘Menhir‘. Es folgen hymnenhafte Melodien und Sänger Heiko´s unverwechselbarer Klargesang. Bei ‘Des Kriegers Gesicht‘ werden die Krieger nochmal zum Männerchorus ermutigt. Zur Enttäuschung vieler Anwesender wurde allerdings ‘Hildebrandslied‘ nicht gespielt, zudem verlässt die Band auch noch vorzeitig die Bühne.
NOCTE OBDUCTA
Weiter geht es mit NOCTE OBDUCTA. Die Wiedervereinigung scheint den Jungs gut getan zu haben, sodass man mit viel Spielfreude und einer energiegeladenen Show das Publikum sofort auf seiner Seite hat. Während die mit Ihrem jüngsten Werk “Umbriel – das Schweigen zwischen den Sternen“ zwiespältige Reaktionen hervorgerufen haben, gibt es bei dem Liveauftritt zwischen Songs ‘Es fließe Blut‘, ‘Der Durst in meinen Augen‘ und ‘Fick die Muse‘ nur wenig Bedenken. Auch ein Lied vom nächsten Album wurde exklusiv gespielt. Einziges Manko während der Show: Solefalds Gitarrist beginnt seinen Soundcheck noch mitten im Set von NOCTE OBDUCTA und stört somit die letzten Minuten eines sonst großartigen Auftritts. Setlist: 1. Leere 2. Es fließe Blut 3. Der Durst in meinen Augen 4. Niemals gelebt 5. Glückliche Kinder 6. Fick die Muse 7. November / Und Pan spielt die Flöte (Deshiras Tagebuch, Kapitel II) 8. Solange euer Fleisch noch warm ist
CARPATHIAN FOREST
Es dürften wohl nicht nur die Kälte und Dunkelheit gewesen sein, die so viele Anwesende vor die Bühne bei CARPATHIAN FOREST gelockt haben. Die fiesen Schwarzheimer rund um Hellcommander Nattefrost haben sich nämlich in den letzten Jahren alles andere als oft in Deutschland blicken lassen.
Als einzige Band komplett mit Corpsepaint geschminkt (…und Vrangsinn sogar bekleidet), eröffnen CARPATHIAN FOREST mit ‘Suicide Song‘ ihr Black Metal Ritual. Auch bei den folgenden Songs, u.a. ‘Knokkelmann‘ oder ‘Morbid Fascination Of Death‘, bleibt von der ersten Reihe bis zum letzten Mann kein Haupt ungeschüttelt. Der Black’n‘Roll, den die fünf Norweger fabrizieren, geht von groovig-rockend in infernalische Blastbeats bis hin zur finstersten Atmosphäre. Als man gegen Ende hin mit ‘Carpathian Forest‘ nochmal beteuert wer man ist, verabschiedet sich Wortführer Nattefrost mit einem gebrochenen „Dankeschön“ vom Publikum und wir uns vom Festival. Setlist: 1. Intro Damnation Chant 2.The Suicide Song 3. Mask Of The Slave 4. Hymne To Doden 5. The Frostbitten Woodlands Of Norway 6. One With The Earth 7. Black Shining Leather 8. Bloodlust & Perversion 9. Skjend Hans Lik 10.Knokkelmann 11. Morbid Fascination Of Death 12. Return Of The Freezing Winds 13. It’s Darker Than You Think 14. The Well Of All Human Tears 15. Shut Up 16. There is No Excuse To Live 17. He’s Turning Blue 18. Carpathian Forest
FAZIT – Die diesjährige Auflage des Ragnarök Festivals wurde vom Lineup, der Stimmung und allem Drumherum einem 10 Jahre-Jubiläum mehr als gerecht. Die Security war im Vergleich zu den Vorjahren umgänglich, das Essen für ein Festival regelrecht zumutbar und der Umgang untereinander spitze. Auch als sich ein übermutiger Mosher im Circle Pit am Fuß verletzt hat und mit dem Krankenwagen abgeholt werden musste, fand man ihn kurze Zeit später wieder mit Krücken im Getümmel vor der Bühne. Nur dass der Metbestand sich bereits Samstagmittag gleich Null setzte wirkte für viel durstige Wikinger wie ein schlechter Scherz. Da die 11. Auflage nächstes Jahr auf Ende April (25.04 + 26.04) geschoben wird, gibt es auch wettertechnisch sonnigere und vor allem wärmere Aussichten. Wir freuen uns jedenfalls jetzt schon!
Informationen im Nachgang erhaltet Ihr unter folgendem Banner:
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