8. Oktober 2012 | Von Silas Mellentin | Kategorie: Reviews
Jaja, mit Trollzorn’schem Pagan Metal ist das schon so eine Sache: Die einen lieben ihn, die nächsten hassen ihn. Ich habe das Glück, zu der ersten Kategorie zu gehören, so gibt es in der Redaktion wenigstens einen, der die neue Label Compilation freiwillig rezensiert. Und ich muss sagen, ich hätte nicht gedacht, dass Trollzorn tatsächlich auch vernünftige Black Metal Bands veröffentlicht.
Doch die Compilation beginnt mit dem wunderbaren „Parfüm“ von Träumen von Aurora, einer melodisch-melancholischen Black Metal Band. Besagte Band hat gerade erst ihr Debüt-Album veröffentlicht, wir dürfen also gespannt sein, was da noch kommt. An dem Song gefällt mir, neben der Melodie und dem Text, vor allem das Klaviergeklimper, das – wie es sich gehört – einen nicht unerheblichen Teil zur Atmosphäre beiträgt und trotzdem dezent im Hintergrund bleibt. Auch wenn der Sänger im Clean-Vocal-Bereich nicht die perfekte Technik beherrscht, haben gerade diese Parts einen tragenden Teil im ganzen Song, wenn auch die Screams eindeutig dominieren. Sehr schön finde ich auch, dass der Bass eine eigene Melodie hat und nicht nur die Gitarrenmelodie mitspielt. Das Lied ist auch auf YouTube anhörbar, also unbedingt mal antesten!
Auf dem nächsten Track ist ebenfalls Black Metal zu finden, dieses Mal allerdings englischsprachiger. Timor Et Tremor haben mit „Solstice“ einen grundsoliden Song hingelegt, in dem leider zu viel Wert auf besonders schnelle Beats vom Schlagzeug gelegt wurde, auch an Stellen, wo es nicht ganz passt. Zudem hat man gelegentlich das Gefühl, dass einige der Musiker leicht off-beat sind. Ich mag zwar insgesamt den instrumentalen Teil des Songs, der Gesang passt aber nicht wirklich. Nicht mein Favorit von der Scheibe, aber definitiv nicht schlecht.
Mit „Jatteindrai La Purete“ von Aldaaron bin ich gar nicht so richtig warm geworden. Hierbei handelt es sich um Black Metal, der für meinen Geschmack zu sehr nach „wir wollen klingen wie Immortal, können aber nicht mischen“ klingt. Zwar haben die Musiker selbst sauber gearbeitet, aber der Song insgesamt hört sich durch das schlechte Mixing an, als wären die Musiker selbst schlecht. Der Stil ist sowieso nichts für mich, aber für Fans von billigem norwegischem Black Metal könnte das hier was sein.
Nun kommt mit Vogelfrey eine Mischung aus Power Metal, Death Metal und Mittelalter-Folk. Da ich sowieso ein Fan von Vogelfreys Genre-Mischung bin, ist dies natürlich auch ziemlich hoch in meiner Bewertung. Wer gerne Folk- und Power Metal hört, der muss sich das hier unbedingt anhören! Meiner Meinung nach ein toller Song, super geschrieben, super gespielt, super produziert, was soll ich noch sagen?
Wieder kommt aus meinen Boxen Power-Folk Metal, diesmal mit deutlichem Black Metal Einschlag: The Privateer kann man wohl noch am ehesten als Pirate Metal klassifizieren, wenngleich sie wenig Ähnlichkeit mit Alestorm haben. Sie machen das, wozu sie Lust haben, und das hört man. „Last Journey“ ist kein stupides Sauflied, sondern eher eins zum niveauvollen Headbangen. Ich mag’s.
Nun, einige von euch werden sicherlich in ihrer Facebook-Sidebar schon mal die Werbung der Mittelalter Metal Band Harpyie gesehen haben. Und ja, sie sind bei Trollzorn untergekommen! Der Stil dieser Band ist nicht wirklich purer Mittelalter Metal, denn Harpyie vermischen sowohl mit anderen Metal-Genres als auch mit diversem Folk und haben damit ihren ganz eigenen Stil kreiert. Diesen kann man mögen oder eben nicht, in diesem Fall muss ich mangels guter Worte zur Beschreibung des Songs empfehlen, ihn sich anzuhören und sich ein eigenes Urteil zu bilden. Ich finde es gut, aber irgendwie gibt es keine andere Band deren Fans ich definitiv als potenzielle Harpyie-Hörer einstufen würde. Mittelalter Fans sind aber auf jeden Fall gut aufgehoben! Der Song heißt „Hunderdreyssig“ und ist auf YouTube anhörbar.
Den Stil von Svartby kennt wahrscheinlich jeder zu genüge, für alle die ihn nicht kennen: Ihr verpasst nichts. In der Biographie der Band steht „SVARTBY […] möchten nicht nur den „Finntrollen“ zeigen wo der Trollhammer hängt“, ich denke das sagt alles. Es klingt wie Finntroll, nur nerviger, und auch wenn ich ab und zu mal einen Song hören kann, das hier muss ich wirklich nicht haben. „Done with the Wind“ ist durchgefallen.
Zur Abwechslung gibt es nun ein wenig Black Metal, und zwar mit dem Song „Den Indre Daemon“ von Vardlokkur. Der Stil klingt interessant, ist auf jeden Fall hörenswert und geht meines Erachtens nach ein wenig in Richtung Taake, nur soft und melodisch. Also eigentlich gar nicht wie Taake. Die Riffs erinnern mich aber ein wenig an die Norweger, zumal deren Riffs ja wirklich unverkennbar sind. Gefällt mir sehr gut, das Album steht auf jeden Fall auf meiner To-Buy-Liste.
Es wird rockig wenn die Mittelalter-Metaller von Ragnaröek anfangen zu spielen. Nettes Songwriting, schöne Instrumentierung, langweiliger Text und auf Dauer nervige Stimme. Mal ein Song ist okay, so auch im Fall von „Eiskalt“, die ersten 5, 6 Male ist der wirklich toll anzuhören, aber irgendwann auch nicht mehr. Wenn man es nicht übertreibt mit dem Konsum von Ragnaröek-Songs, kann man diese auch gerne mal hören. Nach dem mittlerweile sechsten Mal aber langweilig. Gesundes Mittelmaß.
Nun eine Band deren Bewertung wahrscheinlich für Empörung im Empyre-Forum führen wird: Ivenberg mit „Traurige Neue Welt“ gefällt mir sehr gut! Pagancore vom Allerfeinsten, mehr Black Metal als bei Varg, weniger Black Metal als bei Black Metal, aber dafür mit Breakdowns. Trifft meinen Geschmack, mir gefällt die kreative Verschmelzung von Metalcore und Pagan Metal, ohne dass ein farbloser Brei entsteht, sondern es sind ganz klare Konturen zu erkennen. Wirklich ein guter Partysong, leider im Detail zu anspruchslos, also nicht zum stundenlangen aufmerksamen Musikhören mit ein, zwei Gläsern (oder Flaschen) Wein geeignet.
Der nächste Song ist vom aktuellen Album der Thüringer von Gernotshagen, die mal wieder ein Meisterwerk abgeliefert haben. In meinem Mediaplayer steht zwar „Blinde Wut“, doch der enthaltene Song ist „Weltenbrand“, der erste Song auf dem Album nach dem wunderbaren Intro. Dieses Album ist in jedem Fall einen Kauf wert, im Gegensatz zu den Konzerten. Auf dem RockHarz dieses Jahr jedenfalls waren sie scheiße. Es handelt sich um ein Konzeptalbum, auf dem immer wieder ähnliche und gleiche Textpassagen und musikalische Motive (Riffs) auftauchen, ohne dass die Songs ihre Eigenständigkeit verlieren. Leider ist nur ein Ausschnitt des Songs enthalten, zum Reinhören aber reicht es, das ist auch auf diversen Videoplattformen möglich.
Nun, was folgt ist eine Ansage von Nhevann von Kromlek, dass man sich einen Song von ihnen auf Facebook und Myspace anhören kann. Das ist alles schön und gut, stört aber den Hörfluss und nervt ein wenig, denn man hätte den Song auch einfach auf die Compilation nehmen können. Unnötig, zumal ich den Song nicht abspielen kann. Wenn es bei euch geht, dann habt ihr kein fünf Jahre altes Fujitsu Notebook mit Windows Vista!
Es folgt wieder ein Song mit dem Namen „Weltenbrand“, diesmal von Obscurity. Eine nette Mischung aus epischem Hymnencharakter mittels Viking Metal Melodien, Black und Death Metal. Oh, und wieder eine Andeutung der ach so beliebten Breakdowns. Ähnlich wie „Nach Asgard wir reiten“ ist auch dies ein Sauflied zum mitgrölen, ich mag’s.
Der letzte Song auf der Scheibe ist „Spiel des Lebens“ von Ignis Fatuu, einer großartigen Folk-Rock Band aus Süddeutschland. Und sie haben verdammt noch mal gehalten was ihre bisherigen Veröffentlichungen versprochen haben! Ein tanzbares, aber auch schönes Lied, was durch die tolle Melodie und die geile Stimme des Sängers punktet. Neben dem ersten Song von Träumen von Aurora ist dies mein Favorit von der neuen Trollzorn Compilation.
Die Bewertung fällt für mich in diesem Fall weg, es ist einfach zu divers und bunt gemischt. Für jeden, der aus persönlichem Interesse diese Seite liest, ist etwas dabei, und für jeden auch etwas, was er gar nicht mag. Trollzorn hat in vielen Fällen voll meinen Nerv getroffen, manchmal ist etwas daneben, aber auch das muss mal sein, denn es gibt schließlich auch Leute die auf diese Richtung stehen. Hört euch die Songs einfach an und kauft die Alben der guten Künstler! Mein Tipp: Auf jeden Fall bei Träumen von Aurora dranbleiben, da wird noch einiges kommen!
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Label: Trollzorn Records
Bandpage: http://www.trollzorn.de/
Format: CD
Veröffentlichungstermin: 2012
Trackliste:
1. Träumen von Aurora – Parfüm
2. Timor et Tremor – Solstice
3. Aldaaron – Jatteindrai La Purete
4. Vogelfrey – Lindwurm Massaker
5. The Privateer – Last Journey
6. Harpyie – Hunderdreyssig
7. Svartby – Done with the Wind
8. Vardlokkur – Den Indre Deamon
9. Ragnaröek – Eiskalt
10. Ivenberg – Traurige neue Welt
11. Gernotshagen – Weltenbrand
12. Kromlek – Creation’s Crowning Glory
13. Obscurity – Weltenbrand
14. Ignis Fatuu – Spiel des Lebens
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