18. Juli 2012 | Von Tobias G. | Kategorie: Reviews
Einen Turm mit Menschen zu seinen Füßen stellt das Artwork zu „Widrstand“ dem ersten Demo der schweizerischen Band Tardigrada dar. Vom Künstler Wolfgang Belzebuth gezeichnet, zeigt es den biblischen Turmbau zu Babel. Gott hatte sich laut dem alten Testament damals am Hochmut der Menschen auf die Art gerächt ihre Sprache so zu verwirren, dass keiner mehr den anderen Verstehen konnte. Daraufhin zerstreuten sich diese in die ganze Welt. Wo bei dieser Geschichte der Zusammenhang zum ersten musikalischen Lebenszeichen Tardigradas liegt könnt ihr im Folgenden erfahren.
Zumindest liegt der Gedanke nahe dass das Cover auf die „Besonderheit“ der Texte des Trios anspielt. Ich muss gestehen, dass ich, als ich las dass auch Tardigrada damit wirbt die einzige Band mit lyrischen Ergüssen in schweizer Mundart zu sein, zunächst stark dazu geneigt habe ihr Demo schlichtweg zu ignorieren. Klar, es gibt Bands wie kürzlich noch Lunar Aurora mit „Hoagascht“ die mit solchen Sachen durchkommen und sie auch ordentlich umsetzen können, aber zumeist sticht auch ein solcher Dialekt nicht wirklich heraus, und die Idee ist mittlerweile leider auch mehr als ausgelutscht.
Bei Tardigrada trifft dies zwar genau so zu, aber lässt mich meine anfängliche Skepsis trotz einer gewissen innerlichen Bestätigung schnell vergessen. Wie im DSBM wohl so üblich versteht man auch bei den Schweizern kein einziges Wort, was in diesem Fall aber nicht daran liegt dass Sänger Kryptos nicht des hochdeutsch mächtig wäre, sondern daran dass man hier ganz klassisch auf hohe klagende Schreie und gelegentliche tiefere Rufe setzt, die sich sehr odentlich in das Gesamtbild ihres atmosphärischen Black Metals einfügen. Dieser wiederum lässt sich besonders durch seine hallenden Gitarren und dichte Atmosphäre charakterisieren, die schon bei dem einleitenden „Uftakt“ sehr gut zur Geltung kommen. Generell behält man über die Länge des Demos hinweg das Hauptaugenmerk auf dem melodiösen Gitarrenspiel welches sich Kriptos und Threnos teilen und welches die Drums leider fast vollständig untergehen lässt. Nur zwischenzeitlich finden sich wie in „Hoffnungslos“ Samples wie etwa eingespielte Streicher oder kurze, ruhigere Stellen, die abseits des hallenden Gesamtspiels dem Hörer ein wenig Verschnaufpause bieten und gleichzeitig demonstriert dass man auch anders kann.
Gerade dies ist leider sehr wichtig. Denn auch wenn sich mein anfängliches Gemecker da durch relativiert hat, dass man hier keine Schweizer Folklore um die Ohren gedroschen bekommt, so ist das Trio dennoch nicht unbedingt innovativ in ihrem vorgehen. „Widrstand“ verfolgt eine gerade Linie melodiösen und vor allem schleppend langsamen Schwarzmetalls der Depri-Schiene, wie sie beispielsweise Fans von Bonjor Tristesse begeistern könnte. Leider ohne dem ganzen einen eigenen Stempel aufzudrücken. Ob die Jungs nun die Intention hegen das Rad neu zu erfinden kann ich letztlich nicht beurteilen, mir persönlich wäre es aber schon lieber wenn die drei in Zukunft mehr Wert darauf legen würden sich musikalisch zu differenzieren als sprachlich. Den drei Stücken plus Intro merkt man aber auf jeden Fall an, dass Tardigrada durchaus das Potential haben auch weiterhin auf sich aufmerksam zu machen. Auf eine Bewertung in Punkten verzichte an dieser Stelle, da ich denke man kann ein Demo nicht in Relation zu alteingesessenen Musikern stellen, möchte dennoch anmerken, dass man als Freund melancholischem Black Metals hier absolut nichts verkehrt macht. Interessenten sollten sich beeilen und zugreifen, das Tape ist streng limitiert.
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Label: Fallen Empire Records
Format: Tape
Veröffentlichungstermin: 14.05.2012
Trackliste:
1. Uftakt
2. Hoffnungslos
3. Widrstand
4. Einsamkeit
Erhältlich bei Empyre-Music:
Tardigrada – Widrstand (Tape) 3,00 €
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