13. Januar 2012 | Von Stefan Döring | Kategorie: Reviews
In mittlerweile drei konzeptuell für sich stehenden EPs beglückte das Duo Scheusal und D.C.P. den geneigten Hörer deutschen Black Metals, welcher sich nicht zu Schade für Keyboards und ergreifenden Melodien sein sollte. Die dritte EP „Winter“ erblickte vor nicht all zu langer Zeit das Licht der Welt und bildet nun den Abschluss dieser Trilogie, deren Konzepte sich mit ebenso bekannten Themen wie der Nacht und ihren Düsterwesen und dem endlosen Ausblick auf das Meer beschäftigten.
Umso schwieriger stellt es sich im Endeffekt dar den mittlerweile schon oft begegneten Themen einen Aspekt des Neuen einzuhauchen, denn so oft wie die kalte Jahreszeit wurde wohl kaum versucht ein Naturereignis musikalisch darzustellen,. Gerade in den kalten Tonlandschaften des Black Metals wird man immer wieder mit Schnee, Eiseskälte und der langwährenden Dunkelheit mehr oder weniger gelungen konfrontiert. Dementsprechend gespannt durfte man sein wie sich Schattenwelt in diesen knapp 25 Minuten schlagen würden.
Wenn man „Winter“ zunächst mit den Vorgängern vergleicht, wird man erfreut feststellen, dass sich vor allem der Sound positiv weiterentwickelt hat. Der programmierte Trommler besitzt nun mehr Biss und dank großer Liebe zum Detail wirkt dieser nicht einmal fehl am Platz, nein, man hat das Gefühl, dass er zur eisigen Atmosphäre sogar noch beitragen kann. Was mir ebenso gefallen mag ist der Einsatz eines Synthi-Cellos, gerade zu Beginn findet man dort innerhalb des Rauschens eines Schneesturms den richtigen Einstieg in die Materie. Wehmütige Melodien werden vom schleppenden Rhythmus voran gezogen, als ob sich ein Wanderer durch den einbrechenden Sturm zu schleppen versucht, voller Sehnsucht nach einer warmen Ruhemöglichkeit.
Immer wieder werden die drei metallischen Stücke von Tempiwechseln aufgelockert, so vielfältig sich der Winter eben auch demjenigen gibt, der sich voll und ganz der Jahreszeit hingeben kann. Mir persönlich hat es das wunderschöne, nahezu schon Shoegazende „Gletscher“ angetan, welches rein instrumental dank traumwandlerischer Gitarrenlinien ein bisschen schwelgen lässt. Das keine zwei Minuten lange „Erstarrt“ erweist sich dann als Brücke zum Höhepunkt der EP, eines kraftvollen und dennoch atmosphärisch dichten Stückes namens „Schattenfresser„. Gerade hier empfinde ich den tollen Wechsel zwischen den Gesangsstilen richtig gelungen, die katatoneske Gitarren geben dem Stück schließlich den letzten Rest an absoluter Größe.
Man kann Schattenwelt also kaum etwas vorwerfen, einzig, dass es wieder nur 25 Minuten geworden sind, welche es jedoch durchaus in sich haben. Wirklich neue Aspekte können Schattenwelt dem Winter aber nicht abgewinnen, was dann aber auch gar nicht notwendig gewesen ist, denn „Winter“ zeigt sich in seiner Kürze atmosphärisch dicht und sollte jeden begeistern, der sich bei wunderbaren Melodien und verstärktem Keyboardeinsatz wohlfühlt. Nach den drei kurzen Ausflügen in EP-Länge wird es aber nun allerhöchste Zeit für ein volles Album, die Erwartungen daran sind jedenfalls bestimmt nicht kleiner geworden!
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Label:
Bandpage:
Veröffentlichungstermin:
11. Oktober 2011
Trackliste:
1. Winterherz
2. Gletscher
3. Erstarrt
4. Schattenfresser
5. Rauhreif
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