15. Januar 2012 | Von Stefan Döring | Kategorie: Stories
Ich konnte es gestern genau nachfühlen, als sich meine Herzschlagzahl erhöhte und mein breites Grinsen in meinem Gesicht noch breiter wurde. Es war endlich klar, Lunar Aurora sind tatsächlich zurück, sowohl Titel als auch Artwork des ersten Albums seit fünf Jahren Sendepause stehen endlich fest.
Nach der Ankündigung, dass alle Texte des Albums in Oberbayerischem Dialekt verfasst sind, was mir eine diebische Freude als (zwar zugroaster) Bayer bereitet, vor allem aber als absoluter Verehrer von „A haudiga fluag„, wurde ja doch so manche Kritik auch laut, dass sich doch der ein oder andere Nichtbayer damit nicht beschäftigen wolle. Aber zum einen gibt es genügend Norddeutsche Bands, die sich an Plattdeutschen Texten versuchen, zum anderen ist gerade das doch auch ein Zeichen von Authentizität und einer Heimatverbundenheit wie sie leider viel zu selten im Black Metal des südlichen Raumes Deutschlands anzutreffen sind.
Gerade das Bayerische (und auch wenn es unter Sprachforschern ein eigener Stamm ist, das Fränkische) bildet eine absolut urwüchsige und ländliche Sicht aus einer Gegend in der Glauben und Aberglaube zum täglichen Leben noch gehören. Die dialektische Vielfalt ergibt dabei interessante Facetten und Nuancen, ein Wort ein bisschen anders ausgesprochen bedeutet von Dorf zu Dorf vielleicht tatsächlich etwas anderes. Allein das Wort Hoagascht, welches noch in den Variationen Hoangartn, Huigert und Hoimgarta erscheint, dürfte etlichen Kopfzerbrechen bereiten, bedeutet aber grob übersetzt nichts anderes als einen Nachbarschaftstreff auf der Hausbank im Garten eines Hofes mit gemeinsamen Musizierens traditioneller Volksmusik. Um es jedem zu verdeutlichen, ursprüngliche Volksmusik hat nichts mit Florian Silbereisen oder den Kastelruther Spatzen zu tun. Dieser volkstümliche Schlager hat mit der traditionellen Volksmusik gerade einmal das Verwenden ähnlicher Instrumente gemein, aber selbst das wird dank modernster Studiotechnik immer weiter zurückgefahren. Meist bleiben einem die nur immer gleichen Schunkelrhythmen und die Heile-Welt-Texte in Erinnerung und genau das ist der Grund, warum unsere deutsche Volksmusik sich nur noch sporadisch durchsetzen kann. Wer sich darüber echauffiert, dass sich die bayerische Volksmusik nur um bäuerliche Tätigkeiten und besagtem Glauben/Aberglauben dreht, der hat unsere Geschichte bzw. das Dazutun unseres über Jahrhunderte hinweg wichtigsten Stand der Gesellschaft nicht verinnerlicht.
Insofern wird es spannend zu hören wie sich ein Hoagascht aus der Sicht gestandener (Black Metal) Musiker darstellen wird. Die Songtitel der acht enthaltenen Stücke lassen jedenfalls auf eine weit atmosphärischere Ausrichtung vermuten. Beginnt das Album wie der Albumname impliziert noch „Im Gartn„, dürfen wir unseren Ausflug ins Bayerische mit „Beagliachda“ und „Wedaleichtn“ aufnehmen um schließlich den traditionellen Aberglauben mit „Håbergoaß“ und „Geisterwoid“ weiterzuspinnen. Die meist gruseligen Aspekte vieler Sagen und Geschichten passen perfekt zu einer atmosphärisch dichten Band wie Lunar Aurora, man darf also wirklich sehr gespannt sein wie im Endeffekt die Umsetzung des Stoffes gelungen ist. Die Vorfreude und die Erwartungshaltung meinerseits ist jedenfalls unermesslich, vor allem nachdem mich der ein oder andere Rückkehrer im letzten Jahr doch recht enttäuscht zurückließ. Immerhin liegt „Andacht„, das letzte Lebenszeichen Lunar Auroras, mittlerweile auch schon fünf Jahre zurück.
Trackliste:
1. Im Gartn
2. Nachteule
3. Sterna
4. Beagliachda
5. Håbergoaß
6. Wedaleichtn
7. Geisterwoid
8. Reng
Format:
Reguläre CD, limitiertes CD-Digipak, limitierte LP
Erscheinungstermin:
Februar/März 2012
Homepage:
Gelesen: 664 · heute: 0 · zuletzt: 01.11.2024
Hast du noch fortfuehrende Informationen dazu ?
Ein Interview wird folgen.
Mittlerweile gibt es auch ein Interview dazu
Lunar Aurora samma mia…
Ich bin ma gespannt wie das Ganze schlussendlich wirken wird. Heimdalls Wacht haben es ja schon mit dem plattdeutschen „Ut de graute olle Tied“ geschafft Musik und Dialekt gut zu verbinden.