20. Februar 2012 | Von Stefan Döring | Kategorie: Reviews
Ein hell durchfluteter Raum, in einem Moloch von einer Stadt. Tausende von Menschen ziehen an einem vorüber, keinen Gedanken an einen verschwendend. Das Licht erlischt und man ist für einen Augenblick allein. Ein Augenblick, der die Zeiten überdauert. So oder so ähnlich fühlt man sich bei And below, the retrograde disciples, dem dritten Album von Nerraths (Horn) Projekt Licht erlischt.
Durfte man Narrow Path, den Vorgänger aus dem Jahre 2009, als wahre Perle des Funeral Dooms mit allerlei Black Metal Anleihen bezeichnen, sieht es nun heuer bei And below, the retrograde disciples etwas anders aus. Grundsätzlich bleibt Licht erlischt musikalisch düster, schwer und schleppend, verbindet die sechs Titel plus Nortt-Cover jedoch mit schon beinahe hymnischen, hoffnungsvollen Melodien, die sich wahrlich ins Gehör fräsen und so schnell nicht weichen wollen. Größte Veränderung dabei ist, dass die Schwarzmetall-Kreischerei auf diesem Album kaum mehr bzw. exzessiv nur beim Cover noch stattfindet. Ansonsten versucht sich Nerrath an reichlich kratzigem Klargesang, der von der Stimmfärbung her ein bisschen was von einem Hybriden aus Attila Csihar und Primordials Nemtheanga besitzt, sicherlich nicht perfekt, aber dafür absolut passend in die langen Stücke eingebettet.
Beeindruckend wirkt für mich vor allem die Tatsache mit welcher scheinbaren Leichtigkeit jedes Stück einen grandios ausgearbeiteten Spannungsbogen verfolgt. Am Eröffnungsstück Cities Monuments kann man den Aufbau der Stücke am besten verfolgen. Zunächst wird man mit einem Sample, in dem Fall eine Stadtkulisse, in das Geschehen geführt, eine entspannt melancholische Melodie erscheint aus dem Hintergrund, welche den Song im weiteren Verlauf trägt, sich jedoch immer etwas wandelt. Umspielt wird diese Basis von singenden Leadgitarren, welche schon nahezu shoegazend über den Dingen schweben. Das Schlagzeug setzt walzend ein, aber anders als zum Beispiel bei den gecoverten Nortt besitzt das Drumming Dynamik und Abwechslung, vielleicht am ehesten mit der letzten Dolorian zu vergleichen. So dümpeln die Stücke nicht nur in einer Geschwindigkeit, sondern sie wachsen und entwickeln sich zu einem absoluten Höhepunkt hin. Dieser ist es dann auch, der es schafft diese ach so bekannte melancholische Wehmut zu verursachen, gerade, wenn diese unfassbar schönen Melodien einsetzen, in diesem Moment fühle ich mich auch ein bisschen mit Bathory verbunden.
Man höre nur einmal die letzten Minuten von Whore Alley, der Moment an dem ein Saxophon artiger Keyboardsound Gänsehaut verursacht, oder das ohrwurmige No statures of Europe, welches tatsächlich wie ein anderer Rezensent schrieb nach alten Primordial auf Doom klingen mag, was eben vor allem am mitreißenden Gesang und der spürbar Spielfreude ausstrahlenden Gitarrenarbeit liegt. Das Nortt-Cover zum Schluss stellt dazu einen absoluten Gegenpart dar, die Dynamik ist verloren, einzig Begräbnisschwere kommt auf, so ist das Stück nicht unbedingt relevant für den Albenverlauf, hat als Bonus aber durchaus seine Berechtigung. Wenn man es so sehen mag, könnte man das Stück als letzte Reminiszenz an die vorherigen Funeral Doom lastigeren Alben ansehen. Wenn man jedoch die übrigen Stücke anschaut, wird man diese Ausrichtung nur leicht vermissen, denn Licht erlischt hat mit And below, the retrograde disciples eine Entwicklung genommen, die hoffentlich in Zukunft noch viel weiter gehen mag. Der episch, atmosphärische Anteil steht Licht erlischt nämlich unheimlich gut.
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Label:
Bandpage:
Veröffentlichungstermin:
12. Januar 2012
Erhältlich bei Empyre-Music:
Licht erlischt – And below, the retrograde disciples CD – 10,50€
Trackliste:
1. Cities monuments
2. Whore alley
3. No statures of Europe
4. A people to be revised
5. The sound of cast iron
6. Cellar bars
7. Hedengangen (Nortt Cover)
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